Statement zu Scott Kellys Missbrauchs-Geständnis veröffentlicht
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4 Minuten
Pic: Scott Evans
30.08.2022, 10:28

NEUROSIS - Statement zu Scott Kellys Missbrauchs-Geständnis veröffentlicht

Nachdem NEUROSIS-Gitarrist/Sänger Scott Kelly sich öffentlich des "emotionalen, finanziellen, verbalen und körperlichen Missbrauchs" seiner Frau und Kinder schuldig bekannte und in diesem Zuge teilt seinen Rückzug als Musiker mitteilte ($(LEhttps://www.rockhard.de/artikel/neurosis-scott-kelly-gibt-missbrauch-von-frau-und-kindern-zu_594964.html:wir berichteten|_blank)$), gibt seine Band nun ebenfalls ein Statement ab.
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NEUROSIS schreiben auf ihren sozialen Medien:

"Wir können das Level des Ekels und der Enttäuschung gar nicht genug herausstellen, das wir für einen Mann empfinden, den wir einst unseren Bruder nannten. Als Band trennten wir uns bereits 2019 von Scott Kelly (Foto 2.v.l.), nachdem wir von schlimmen Akten des Missbrauchs erfuhren, die er in den letzten Jahren seiner Familie angetan hatte. In der Vergangenheit enthüllte Scott Eheprobleme und verbalen Missbrauch, aber auch sein Vorhaben, sich Hilfe zu holen und sein Verhalten zu ändern. Wir erfuhren aber, dass Scott eine Linie überschritten hatte und es keinen Weg zurück gab. Wir teilten diese Informationen nicht, aus Respekt und aufgrund des Wunsches seiner Frau, die Privatsphäre zu wahren, und um den Wunsch der Familie zu erfüllen, dass ihre Erlebnisse nicht zum Klatsch in einem Musikmagazin würden. Da Scott in seinem Facebook-Post vom 27. August 2022 aber viele dieser Informationen öffentlich machte, können wir endlich sagen, was unserer Meinung nach gesagt werden muss.

In den letzten 20 Jahren lebten wir voneinander räumlich getrennt und sahen Scott nur, wenn wir uns trafen, um an Musik zu arbeiten oder live zu spielen. Wir hatten keine Ahnung, wie die Realität für seine Familie aussah, wenn wir nicht da waren. Aber Scotts eigenes Geständnis zufolge war der Missbrauch absichtlich, gezielt und ein streng bewachtes Geheimnis - selbst vor uns, die ihm so nahe standen. Sobald wir von dem Missbrauch erfuhren, war es schwierig, mit diesen furchtbaren Informationen umzugehen, und mit einer Person, von der wir dachten, dass wir sie kennen. Kein Wunder, dass er es so lang geheimhielt, denn das ist ein Verrat an unserer Ethik als Bandkollegen, Partnern, Eltern und Menschen.

Wir haben seit 2019 zahlreiche Versuche unternommen, mit Scott in Kontakt zu treten. Wir wollten ein ehrliches Gespräch über den Status der Band führen und erfahren, wie es seiner Familie geht, aber er weigerte sich drei Jahre lang, mit uns zu reden. Und wir sehen nun auch ein Muster darin, Scott lehnte ab, für seine Handlungen die Verantwortung zu tragen. Nachdem man mit jemandem 35 Jahre lang so vieles erlebt hat, würde man sich eine Art Abschluss wünschen, oder doch wenigstens eine Antwort.

Nun hat Scott diesen öffentlichen Beitrag veröffentlicht, ohne die Anrufe, Textnachrichten oder E-Mails seiner Bandkollegen und Freunde beantwortet zu haben. Für uns sieht diese Entscheidung wie ein weiterer Versuch aus, seinen Narzissmus die Geschichte kontrollieren zu lassen. Erlaubt Scott nicht, es so darzustellen, dass sich alles um ihn selbst dreht, es geht um den Missbrauch, den seine Familie erlitten hat.

Normalerweise würden wir die Offenheit und Ehrlichkeit über psychische Krankheiten mutig und sogar produktiv finden. Wir glauben nur nicht, dass dies hier der Fall ist. Es ist nichts daran mutig, die eigene Frau und Kinder systematisch zu missbrauchen. Es ist nicht mutig, die Fehler zwar zuzugeben aber das eigene Fehlverhalten nicht zu ändern. Es ist nicht mutig, abzulehnen, ehrlich oder überhaupt mit den engsten Freunden und Bandmitgliedern zu reden, mit Leuten, die dich immer unterstützt und an deiner Seite gestanden haben (...).

Wie gesagt, unsere größten Sorgen sind die Sicherheit und das Wohlergehen von Scotts Frau und Kindern, sowie aller anderen Menschen in einer ähnlichen Situation. Wenn jemand in eurem Umfeld häusliche Gewalt oder Missbrauch erfährt, bittte kontaktiert eine der vielen örtlichen oder nationalen Hilfseinrichtungen. Wenn jemand aus eurem Umfeld unter psychischen Problemen leidet, durch die sie eine Gefahr für sich selbst oder andere werden könnten, bitte sucht euch Hilfe, bevor ihr oder die Menschen, die ihr liebt, verletzt werden.

Dies ist das einzige Statement, dass wir planen, zu diesem Thema abzugeben. Irgendwann, wenn es angemessen ist, werden wir weitere Informationen über unsere zukünftigen musikalischen Unterfangen mitteilen, aber dies ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Wenn ihr oder Personen in eurem Umfeld häusliche Gewalt erfahren habt, könnt ihr euch in Deutschland unter anderem an folgende Stellen wenden:

- Polizeitnotruf unter der Telefonnummer 110

- Hilfstelefon "Gewalt gegen Frauen", Tel.: 0800 011 6016

- Hilfstelefon "Gewalt an Männern", Tel.: 0800 1239900

- Elterntelefon "Nummer gegen Kummer" (richtet sich an Mütter, Väter und Sorgeberechtigte, die sich beraten lassen wollen), Tel.: 0800 111 0550 (montags bis freitags von 9 Uhr bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 Uhr bis 19 Uhr)

- Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer", Tel.: 116 111 (montags bis samstags von 14 Uhr bis 20 Uhr, ganztägig per E-Mail oder Chat)

- Weitere Anlaufstellung findet ihr auf der Beratungsseite der Polizei.