Als KISS 2018 die ersten Termine ihrer „End Of The Road“-Tour bekanntgeben, entlockt das manchem Zyniker nur ein müdes Lächeln: Zu oft hat der Vierer um die Urgesteine Paul Stanley und Gene Simmons schon mit dem Thema „Abschied“ gespielt, um mehr Zuschauer vor die Bühnen zu locken.

Am 30. Januar 1973 spielten KISS im New Yorker Popcorn Pub, der kurz darauf in Coventry umbenannt wurde, vor weniger als zehn zahlenden Gästen ihr allererstes Konzert. 50 Jahre und eine einmalige Karriere später soll nun am 2. Dezember der letzte Vorhang fallen, ebenfalls in New York City.

„Ah, Kiss. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir die vor vier Jahren zusammen auf ihrer Abschiedstour gesehen haben“, grinste neulich ein Kumpel, als ich ihm erzählte, dass ich demnächst zum Konzert nach Köln fahren würde. Und irgendwo hat er ja auch Recht – aber so langsam scheint sich die „End Of The Road“-Konzertreise dann wirklich dem Ende zuzuneigen. Der finale Vorhang soll am 2. Dezember im New Yorker Madison Square Garden fallen, vorher ist aber Anfang Juli noch mal die Domstadt am Rhein dran.

KISS brachten ihre "End of the Road"-Tour am gestrigen Sonntag für ein letztes Deutschland-Konzert zusammen mit SKID ROW in die Kölner Lanxess Arena. Wir haben die Bilder des Abends für euch!

Im Rahmen des letzten Maskottchen-Clashs lieferten sich der Headless Banger (Neck Cemetery) und Bill Z. Bubb (Dangerous Toys) ein spannendes, öh, Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem letztendlich der Banger die nicht vorhandene Nase vorn hatte. Nach längerer Corona-Zwangspause (bis auf The Man With The Iron Mask von Quiet Riot tragen die wenigsten Maskottchen Mundschutz) gibt es jetzt erstmals ein Tag-Team-Match!

Dass mit „Off The Soundboard – Tokyo 2001“ gerade ein neues Livealbum von KISS erschienen ist, wird fast zur Nebensache, wenn man jemanden wie Paul Stanley an der Zoom-Strippe hat, dem am späten Nachmittag (oder Abend?) seiner Karriere offensichtlich nichts ferner liegt als standardmäßiges Promo-Gewäsch. So oder so gibt es mindestens genauso viel über die Hardrock-Legende zu berichten wie aus dem immer noch ereignisreichen Leben des 69-jährigen Sängers und Gitarristen.

Abschieds- und Comeback-Tourneen ziehen sich durch die Geschichte von KISS. Nach der Reunion-Tour im Dezember 1996 sowie Festivalauftritten 1997 war man kurz vor der Jahrtausendwende wieder für neun Konzerte zu Gast bei uns und hatte mit „Psycho Circus“ das erste Album der Gründungsbesetzung seit „Dynasty“ (1979) oder je nach Betrachtungsweise „Unmasked“ (1980) im Programm. Die Setlist mit 19 Songs (Schwerpunkt auf den Alben der Jahre 1975 bis ´77) und den obligatorischen Soli bot allerdings abseits von drei neuen Nummern keine Überraschungen im Vergleich zu den Auftritten während der Vorjahre.

Die Band nennt es Ehrenrunde, doch es bleibt, was es ist: In wenigen Tagen werden KISS zum letzten Mal durch Deutschland touren. Unter dem Banner „End Of The Road – The Final Tour Ever“ wollen sich Gene Simmons, Paul Stanley & Co. genauso verabschieden, wie sie sich seit über 45 Jahren inszeniert haben: als überlebensgroße Rockgötter. Und auch, wenn Fans ihre alten Helden nur ungern gehen lassen, ist der Zeitpunkt genau richtig. Hinter den weltberühmten KISS-Figuren stecken nun mal Menschen. Gene (b./v.) wird im August 70, Paul (g./v.) folgt ihm als Jahrgang 1952 auf dem Fuße. Simmons klagt über körperlich anstrengende Shows, Stanley plagt sich mit Stimmproblemen. Offensichtlich ist die Rockerrente tatsächlich die einzige Alternative. Doch vorher lassen sie es noch mal richtig krachen!