Muss man sie nicht einfach lieben? Die Musterschüler des New York Hardcore. Sympathieträger einer ganzen Generation. Die Rede ist natürlich von SICK OF IT ALL. Die 1986 im Stadtteil Queens von den Brüdern und eingefleischten Metalheads Lou und Pete Koller gegründete „Alleyway Crew“ kommt im Gegensatz zu Zeitgenossen wie Agnostic Front, Warzone oder Cro-Mags bis heute gänzlich ohne dubiose Lyrics und handfeste Skandale aus. Zudem gelang ihr als einziger Hardcore-Band des Big Apple das, was nicht einmal den Bad Brains oder Misfits vergönnt war: der Sprung zur dauerhaften Vollprofessionalität. Ach ja, und ganz nebenbei schüttelten sich SOIA in den letzten 33 Jahren den einen oder anderen Klassiker aus dem Ärmel…

Auszug aus Kapitel 3: „Always With Us“ (Wie man verschiedene Kulturen kennenlernt) Marc Nickel (M.A.D. Tourbooking, Berlin): SICK OF IT ALL waren die erste Band, die ich traf, die an der Kultur der Länder, in denen sie auftraten, Interesse zeigten. Die meisten Bands hingen bis zum Auftritt einfach nur in der Garderobe herum oder vertraten

Die Historie des New York Hardcore ist untrennbar mit Namen wie Agnostic Front, Biohazard, Cro-Mags, Madball, Murphy´s Law, Pro-Pain oder Youth Of Today verknüpft – nicht zu vergessen SICK OF IT ALL, die dieser Tage die deutschsprachige Übersetzung ihrer sehr kurzweiligen, 274-seitigen Bandbiografie „Blut & Schweiß. Sick Of It All: Die Geschichte der Koller-Brüder“ veröffentlichen. Wir quatschten mit Frontberserker Louis „Lou“ Koller (55), der die vermeintlich „beliebteste und erfolgreichste Hardcore-Band der Welt“ 1986 mit seinem Bruderherz Pierre „Pete“ Koller (54) im Stadtbezirk Queens ins Leben rief.

Weil SICK OF IT ALL-Frontberserker Lou Koller kurzfristig passen musste und sein Bruderherz, Gitarrist Pete, nicht aufzufinden war, wurde Bassist Craig Setari auf dem kurzen Dienstweg dazu zwangsverdonnert, sich durch das Material der Konkurrenz zu hören. Mit Erfolg, denn der Endvierziger und ehemalige Boxer erkannte die sechs Bands mehr oder weniger problemlos.

Knapp 30 Dienstjahre haben SICK OF IT ALL mittlerweile auf dem Buckel, Ermüdungserscheinungen zeigt die New-York-Hardcore-Institution keine. Im Gegenteil: Auf Album Nummer zwölf heißt es „Wake The Sleeping Dragon!“.

Nicht viele Musiker können von sich behaupten, bei jeder Big-Three-Band des New York Hardcore gespielt zu haben. CRAIG SETARI sehr wohl: Agnostic Front (1987 bis 1993), Sick Of It All (1992 bis heute) sowie die Cro-Mags (1996 bis 1999 und 2008 bis 2017). Und noch viel mehr: bei NYC Mayhem, Rest In Pieces, Straight Ahead, Youth Of Today und Bloodclot bediente der sympathische Junge aus Queens ebenfalls den Bass. Diese Liste liest sich wie ein „Who´s who“ des NYHC. Dabei fand Setari ursprünglich über den Metal zum Hardcore...

Es steht sinngemäß nicht zum ersten Mal in diesem Heft, aber wenn auf irgendeine Band der Hardcore-Oberliga die Floskel zutrifft, eine Konstante zu sein, dann zweifelsohne auf SICK OF IT ALL. Während andere NYHC-Kollegen eher durch gegenseitige Mordversuche, Karrierewechsel zu TV und Erwachsenenunterhaltung oder das Repräsentieren ihrer Straßengang-Zugehörigkeiten von sich reden machten, lieferten SOIA über die Jahre beständig und ohne Skandale immer wieder solides Handwerk ab.

Re-Recordings alter Klassiker sind immer für ´ne dynamische Stammtischdiskussion gut, denn die Originale sind schließlich garantiert toller. Und überhaupt: Man macht so was halt nicht! Doch SICK OF IT ALLs Retro-Attacke „XXV Nonstop“ wird so manchen Nörgler umgehend eines Besseren belehren.