Vor gut vier Jahren hat SIX FEET UNDER- Frontmann Chris Barnes den damals geplanten Interviewtermin anlässlich der „Nightmares Of The Decomposed“-Scheibe gleich mehrmals platzen lassen, was dazu führte, dass Gitarrist Jack Owen kurzfristig in die Bresche sprang. Heute ist Barnes geradezu überpünktlich auf der Zoom-Plattform zu hören.

Corona müsste eigentlich eine Steilvorlage für einen Horror-Freak wie Chris Barnes sein. Allerdings lässt der zottelige Frontrülpser zweimal den Interviewtermin platzen, um dann über seinen Promoter zu verkünden, dass er raus ist. Tolle Wurst. Wie gut, dass Gitarrist Jack Owen einspringt.

Jahrelang gehörten SIX FEET UNDER mit ihrem groovigen Simpel-Death-Metal zu den berechenbarsten Genre-Größen. Inzwischen ist alles anders. Frontzottel Chris Barnes arbeitet seit dem 2012er Album „Undead“ mit verschiedensten Line-ups und wechselnden externen Songwritern. Auch vor dem neuen Werk „Torment“ hat es mächtig im Karton gerappelt, sodass man kaum noch von einem klassischen Bandgefüge sprechen kann.

Line-up-Wechsel sind nicht immer gern gesehen, bringen aber auch oft frisches Blut mit sich. Im Falle von SIX FEET UNDER hat die Transfusion nicht geschadet: Chris Barnes hat sich von Cannabis-Corpse-Bassist Phil Hall auf „Crypt Of The Devil“ ein amtliches Death-Metal-Brett auf den Leib schneidern lassen, das mit seinem komplexen Old-School-Riffing beweist, dass die Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

1993 wurden SIX FEET UNDER als reines Nebenprojekt gegründet. Frontgrunzer Chris Barnes wollte sich abseits seiner damaligen Hauptband Cannibal Corpse kreativ ausleben. 20 Jahre später sind SFU eine der etabliertesten und erfolgreichsten Bands im weltweiten Death-Metal-Zirkus, die mit „Unborn“ gerade ihr zehntes Studioalbum fertiggestellt hat.

Noch in unserer Aprilausgabe unter „Drei-Akkord-Death-Metal“ wegsortiert und eh ganz gern in die Stumpf-as-Stumpf-can-be-Abteilung gepackt, sorgen SIX FEET UNDER mit ihrem neuen Werk „Undead“ für diverse Maulsperren.

SIX FEET UNDERs Chris Barnes gehört zu den interessantesten Figuren der Death-Metal-Champions-League. Er ist ein extrem freundlicher Kerl und zugleich äußerst menschenscheu, er hat eine der bestialisch-besten Stimmen der Szene und polarisiert mit seiner Band dennoch massiv. Das neue Coveralbum „Graveyard Classics III“ war ein Grund, den Zottelkopf mal wieder vors Rock-Hard-Mikro zu zerren.

Anderthalb Jahre nach „Commandment“ melden sich die Todesblei-Groovemeister SIX FEET UNDER mit einem weiteren Kracheralbum zurück. „Death Rituals“ bündelt die bekannten und geschätzten Qualitäten des Florida-Quartetts und überzeugt mit rabiaten Breitseiten und gewohnt kranken Texten aus den Hirnwindungen von Frontmonster Chris Barnes.