Zu den Hochzeiten des Deutschpunk waren SLIME parolenspeiendes Sprachrohr, Anti-Impi-Ini-Institution und Leitmedium mit einem Crossover weit in die linkspolitische BRD-Gesellschaft hinein. Auch als gereifte elder statesmen des Polit-Punkrock machten sie nach einer zwischenzeitlichen Auflösung eine gute Figur, ersetzten Schlachtrufe wie „Polizei SA SS“ zuweilen durch echten Tiefgang und alterten mit ihrer Klientel durchaus in Würde.

Nach dem verunglückten Vorgänger „Hier und Jetzt“ und mit inzwischen 41 Jahren Bandhistory auf den Schultern waren die Erwartungen an „Wem gehört die Angst“ nicht wirklich hoch. Umso schöner, dass die Deutschpunk-SeniorInnen noch mal die Kurve kriegen. Die Band selbst bezeichnet das neue Werk als „kompakter“ und konzentriert sich wieder auf ihre Kernkompetenz. Fehlzündende Experimente

Comeback-Album der Hamburger Punk-Legende. Gewohnt gute Musik, gewohnt engagierte Texte. Die platten Parolen der frühen Jahre sind verschwunden, stattdessen dominiert Tiefsinniges.

Als jemand, der mit SLIME aufgewachsen ist, will man „Hier und Jetzt“ ums Verrecken toll finden, doch auch mit ganz viel gutem Willen gelingt dies nicht über die komplette Spielzeit. Vielleicht liegt´s daran, dass der langjährige Texter und Schlagzeuger Stephan Mahler durch jemanden ersetzt wurde, der auch schon für Casper und Mary Roos (!) Lyrics

Daniel Ryser (Heyne Hardcore) Der Züricher Journalist Daniel Ryser erzählt die History der deutschen Vorzeige-Polit-Punks auf Basis von Interviews mit den Musikern und diversen Weggefährten. Das Resultat ist streckenweise diffus, zerrissen, gar widersprüchlich. Genau wie SLIME selbst, die sich seit dreieinhalb Jahrzehnten zwischen Agitprop-Parolengedresche, Fußball-Rabaukentum, Rock´n´Roll-Spirit, persönlichen Animositäten und linksintellektuellem Anspruch aufreiben. Von Phrasen wie

People Like You/EMI (46:34) Es hat was für sich, wenn man den Laden einfach mal ´ne Weile dichtmacht. 18 Jahre nach ihrem letzten Album haben SLIME wieder genügend Wut im Bauch, um eben keine Pop- oder Hippie-Rock-Platte mit tattrig erhobenem Zeigefinger zurechtzuschludern, sondern eine erstklassige Deutsch-Punk-Attacke zu präsentieren. Das Ding ist nicht TROTZ dreier Dekaden

Nach 16 Jahren verabschieden sich SLIME mit einem Live-Mitschnitt endgültig aus der Musikszene. Zweifellos haben sie Geschichte geschrieben, prägten mit ihrer musikalischen Revolte die Lebensläufe vieler Fans, ärgerten den Staatsanwalt und verschafften Modern Music-Chef Karl Walterbach das nötige Kleingeld für sein Label AGR. Jetzt ist Schluß. Viele werden beim Anhören der 19 Lieder wehmütig mitsingen,

Nach der nicht sehr erbaulichen "Viva La Muerte"-Scheibe ließen SLIME den Verdacht aufkommen, sie hätten vor lauter politischem Bewußtsein vergessen, daß es nicht schadet, wenn man seine Botschaften in knackige musikalische Ummantelungen packt. Aber "Schweineherbst" knallt wieder in jeder Hinsicht. Schnelle Attacken halten sich mit ausgefeilteren Tracks die Waage, das Zusammenspiel des Quintetts ist besser