WALTARI veröffentlichten 1994 mit „So Fine!“ bereits ihre zweite internationale Platte und hatten einen Vorsprung gegenüber dem Rest der aufkeimenden finnischen Szene. Wir plauderten mit Bassist/Sänger Kärtsy Hatakka über alte Zeiten.

Kärtsy Hatakka wurde als Kari Arvo Ilari Hatakka geboren und zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Musikszene, ohne je ein typischer Rockstar geworden zu sein. Seine Band Waltari ist trotz zahlreicher Achtungserfolge immer ein Insiderding geblieben und feiert nun den 30. Jahrestag der Veröffentlichung ihres Debütalbums. Wir unterhielten uns mit dem 53-jährigen Finnen über Komponieren, Spielen, Produzieren und das Leben an sich.

Die 1986 gegründeten WALTARI kreierten einen einzigartigen Crossover-Stil, der den Sound von Faith No More und den Red Hot Chili Peppers vorwegnahm. Ihr zwischenzeitlicher Exodus nach Deutschland war von internationalem Erfolg gekrönt, und womöglich ebneten WALTARI damit sogar den Weg für den Siegeszug harter Rockmusik in Finnland. Im Interview spannt Kärtsy Hatakka (v./b.) locker den Bogen von der ersten Welle des Finish Punk 1977 über Hanoi Rocks in den Achtzigern bis zu den aktuellen Mainstream-Helden.

Die Zeit rast. Plötzlich unterhält man sich über Knie-Operationen, Scheidungen und dass in Helsinki Ende Januar (!) kein Schnee liegt. In jener Stadt, in der früher die Taxifahrer mit Spikes über die vereisten Hauptstraßen rasten, die Clubszene einen Mega-Act (HIM, Apocalyptica, Nightwish) nach dem anderen ausspuckte und WALTARI noch als Vorläufer der finnischen Metalszene galten.

WALTARI zeigen sich seit der Rückkehr ihres langjährigen Gitarristen Sami Yli Sirniö ziemlich veröffentlichungswütig. Gerade mal ein Jahr nach dem Konzeptwerk "Blood Sample" leiert sich die Truppe um Pumuckl-Lookalike Kärtsy Hatakka schon wieder ein neues Werk namens "Release Date" aus den Rippen. Auch diesmal kommt neben den Spaßnummern die proggressive Note nicht zu kurz.

Ihr neues Album „You Are Waltari“ knüpft stilistisch und qualitativ an die Glanzzeiten von „So Fine!“ und „Torcha!“ an. Ungewöhnlich: Verantwortlich sind gleich sieben offizielle Bandmitglieder.

Bescheiden wie er ist, würde sich SAMI YLI-SIRNIÖ nie in den Vordergrund drängen. Doch der Kreator- und Waltari-Gitarrist setzt wichtige Akzente in seinen Bands und gilt als einer der letzten echten Gitarrenhelden der Metalszene.

Vier Jahre ist es inzwischen her, dass WALTARI anlässlich ihres letzten regulären Albums „Radium Round“ hier zu Lande tourten. Danach wurde es scheinbar immer ruhiger um die Band, wirklich untätig war sie allerdings nicht.