Nach einigen reichlich verzichtbaren Alben liefern YES wieder eine Scheibe ab, bei der der Daumen zumindest zeitweise nach oben zeigt.

Ganz schön zahnlos, was uns YES auf ihrem ungefähr dreimillionsten Album in die Gehörgänge hauchen. Einige Gesangslinien des guten, aber immer noch peinlich auffällig an Jon Anderson erinnernden Frontmanns Jon Davison haben unzweifelhaft Klasse, Steve Howe ist immer noch für das eine oder andere Sahnelick gut, und auch die knackige Rhythmusgruppe Sherwood/White weiß, wo der

"Yessongs" (´73) ist das beste Progressive-Rock-Livealbum aller Zeiten, und das gleichnamige, ´91 veröffentlichte Video fiel eigentlich nur dadurch unangenehm auf, dass es mit 73 Minuten eine viel kürzere Spielzeit als die Triple-LP aufwies. Qualitativ gibt´s an dem Tape und der soeben nachgeschobenen, nahezu identischen DVD-Version nichts zu bekritteln. YES-Klassiker wie ´I´ve Seen All Good People´,

Die britischen Prog-Pioniere YES gehören zu den Bands, die das noch relativ neue Medium DVD am intensivsten und eindrucksvollsten nutzen. House Of Yes enthält nicht nur einen 112minütigen Mitschnitt von der letzten Tour aus dem House Of Blues in Las Vegas, sondern als Bonus auch noch ein virtuelles Tourbook mit Fotos und Biographien, das Video

Wo wir gerade schon mal bei YES und ihrer ´73er Doppel-LP sind: Weil von dem falschen Band-Line-up (also dem ohne Jon Anderson) in den letzten Jahren live bereits so ziemlich jede Retro-Trumpfkarte gespielt wurde, musste auf der 2016er US-Tour eine nicht sonderlich runde Revival-Mischung aus Tracks von „Tales From Topographic Oceans“ und „Drama“ als Ticketverkaufsargument

Zum Schluss noch ein Leckerbissen für fanatische YES-Anhänger (und wirklich nur für die). In der liebevoll gestalteten, mit einem sehr informativen Begleitheft bestückten Box „Progeny: Seven Shows From Seventy-Two“ (Rhino/Warner) drängeln sich auf sieben Klappcover-Doppel-CDs (alle mit neuen Roger-Dean-Artworks) sieben Nordamerika-Shows der ´72er „Close To The Edge“-Tour. Die gut erhaltenen Multitrack-Aufnahmen, die damals einen Teil

Apropos YES: Deren bisherige, von Steven Wilson remixte Re-Releases waren nicht so ganz das Gelbe vom Ei, und auch der Jazz-Prog-Meilenstein „Relayer“ (Panegyric/Warner) verliert in der Neuabmischung des ansonsten so feinfühligen Briten ein bisschen von seiner Magie - das Entstauben der Aufnahmen und leichte Nachschärfen der Sounds führt dazu, dass die unterschiedlichen instrumentalen Klangfarben nicht

Auf dem Papier liest sich das neue YES-DVD/CD-Package „Like It Is - At The Bristol Hippodrome“ (Frontiers/Soulfood) ganz wunderbar: Die Prog-Opas spielen ihre Klassikerplatten „The Yes Album“ (1971) und „Going For The One“ (1977) in voller Länge und verpacken das Ganze in ein gewohnt stimmungsvolles Roger-Dean-Artwork. Geoff Downes bleibt an den Keyboards allerdings genauso blass