Eine Werkschau von RONNIE JAMES DIO zu schreiben, ist Himmel und Hölle, Segen und Fluch zugleich. Denn ein Oeuvre wie das seine auf wenige Magazinseiten zu pressen, gleicht einerseits der Aufgabe, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu drücken. Andererseits hat man über Wochen lauter wunderbare Melodien im Ohr.Dieser kleine Mann mit dem großen Kehlkopf hatte nicht nur einen unglaublichen Stimmumfang, unbändige Power von der tiefsten bis zur höchsten Note, er hat neben seiner beachtlichen Solokarriere auch noch zwei der gigantischsten Bands der Rockgeschichte seinen ureigenen Stempel aufgedrückt. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass er sich dabei mit Ritchie Blackmore und Tony Iommi nicht gerade an kleinen Egos abzuarbeiten hatte. „His lyrics could need a little help“, hat Lemmy mal über Ronnies Sword-&-Sorcery-Texte gesagt. Dios faszinierende Fähigkeit, im Grunde simple Schlagworte mit ausdrucksvoller Bedeutung zu schwängern, ist am ansonsten so auffassungsbegabten Motörhead-Kopf wohl vorbeigegangen. Wenn Ronnie nur „treason, treason!“ singt, spürt man schon den Dolch im Rücken. Dio war ein Magier des Gesangs, ein Gigant unter den Zwergen. Darum steigt mit auf den Silver Mountain und hört die Offenbarung: Du sollst keinen anderen Metal-Gott haben neben ihm.