Die zweite Hälfte der Neunziger war eine schlimme Zeit für alle Freund:innen der auf Sackhöhe baumelnden Les-Paul-Gitarre. Die stetig anschwellenden Fluten aus kopfsockigem Nu-Metal-Gehibbel, barock überladenem Symphonic-Plastik-Metal, seelisch überspanntem Gothic-Drehleier-Rock und zackigem NDH-Kartoffelstampf drohten den letzten Rest der aus der ersten Hälfte des Jahrzehnts herübergeretteten Lebensfreude fortzuspülen – bis uns ein paar Rotzlöffel aus Skandinavien den Rock´n´Roll-Rettungsanker zuwarfen. Neben The Hellacopters und Turbonegro gehörten auch GLUECIFER zu den Musiknotrettern.

Nach dem letztjährigen Festival-Debüt im malerisch gelegenen Gelsenkirchener Amphitheater schlug dieses Jahr die Stunde der Wahrheit: Würden genug Leute kommen, um die Kosten zu decken? Würde das Wetter diesmal mitspielen? Würde das Camping-Problem als gelöst betrachtet werden können? Von diesen drei Fragen hing die Zukunft des ROCK HARD OPEN AIRS ab...

Ende der neunziger Jahre entdeckte man in Skandinavien einige neue Krankheitserreger, deren Ansteckungsgefahr von Fachleuten als äußerst hoch eingestuft wurde. Die Symptome der Infizierten ähnelten der altbekannten Volkskrankheit Rock´n´Roll. Die durch Mutation leicht veränderten Viren bekamen Namen wie The Hellacopters, Backyard Babies oder GLUECIFER, und die befürchtete Epidemie wurde wahlweise Schweine- oder Rotzrock genannt.

Während in Deutschland der Herbst mit schweren Regenfällen regiert, präsentiert sich Oslo bei angenehmen 22 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein in angenehmem Spätsommerglanz und somit alles andere als typisch skandinavisch. GLUECIFER haben eine Handvoll Medienvertreter in die norwegische Hauptstadt eingeladen, um ihr neues Album „Automatic Thrill“ zu präsentieren.

Rotzrock-Klischees findet man heute eher bei C&A als in ranzigen Proberäumen. Der große (in kommerzieller Hinsicht allerdings relativ erfolglose) Hype der New Wave Of Scandinavian Asshole Rock, die vor fünf Jahren über Europa hinwegschwappte, hat merkwürdige, unvorhersehbare Auswirkungen gehabt: Während heutzutage zwischen Trondheim und Mailand Vorschulkids in Flammenhemden und getigerten Schlaghosen über die Hüpfburgen hechten,

Nachdem die Kollegen von den Backyard Babies und Hellacopters bei großen Labels untergekommen sind, stehen nun auch GLUECIFER kurz davor, einen lukrativen Plattenvertrag zu unterzeichnen. Und ´ne neue CD gibt´s auch schon.

Die selbsternannten „Kings of Rock“ kehren auch auf ihrem dritten Album „Tender Is The Savage“ nicht zur ungestümen Wildheit des Debüts „Ridin´ The Tiger“ zurück. Doch Sänger Biff Malibu bleibt gelassen und erläutert am Telefon, warum GLUECIFER auch weiterhin mit Krone, Robe und Zepter auftreten werden. »Müde nicht, aber hungrig. Ich ziehe mir jetzt erst

Wozu braucht ein Rock'n'Roller unsichtbare Pistolen? Was macht ein Ziegenbock auf Amerikatour? Sind Beavis und Butthead Black-Metaller? Die Osloer Schmuddelrocker Biff Malibu und Captain Poon klären auf. "Es ist eine Hymne an das gute Leben", grinst Sänger Biff Malibu bis über beide Ohren. "Wir sind es, die sich im Mittelpunkt des Weltgeschehens befinden, jede Menge