Es ist nicht zu fassen: 2008 hatten sich MINISTRY mit Louis Armstrongs Evergreen ´What A Wonderful World´ bereits von der Bühne verabschiedet, doch es kam bekanntlich anders. Mit viel zu viel Metall im Gesicht und blutigen Geschichten über Magengeschwüre ging Al Jourgensen noch in die Nachspielzeit.

Die Republikaner sind an der Macht, Donald trumpelt durchs Weiße Haus – und bei MINISTRY zeigt die Formkurve wieder leicht nach oben. Und obwohl die Misere Al Jourgensen kreativ beflügelt, schlägt er im Interview überraschend optimistische Töne an.

WACKEN OPEN AIR 2012 Das Wacken Open Air 2012 ist Vergangenheit. Die 23. Auflage des größten Metal-Festivals der Welt wird als diejenige in die Geschichte eingehen, bei der Veranstalter, Fans und Bands gleichermaßen mit extrem schlechtem Wetter, das das Gelände in eine gigantische Schlammlandschaft verwandelte, zu kämpfen hatten. Noch dazu wird sie von dem traurigen

Lieber Al Jourgensen!

Der Name des Albums ist Programm: „Relapse“ (dt. „Rückfall“) ist der Start für die unerwartete Rückkehr von MINISTRY ins Showbusiness. Aus dem hatte sich Al Jourgensen 2007 mit „The Last Sucker“ hochoffiziell verabschiedet.

Passend zur letzten Tour baten wir AL JOURGENSEN noch mal auf die Schwatzkasten-Couch. Bei drei, vier Gläschen Rotwein, die im Hause Jourgensen offenbar nur randvoll angeboten werden, erinnert sich der Ministry-Leader an einige todernste wie mächtig durchgeknallte Episoden seines Lebens. Seine Junkie-Phase bereut Jourgensen inzwischen als „verlorene Zeit“. Ein wenig stolz, den ganzen Wahnsinn überlebt

Abschied zu nehmen, fällt den meisten Musikern schwer. Der Großteil ignoriert die Tatsache, dass sich jugendliche Frische, Aggressivität und das Gefühl, die Welt erobern zu wollen, nicht ewig halten. Dass ausgerechnet Al Jourgensen wohlüberlegt mit „The Last Sucker“ den Schlussstrich zieht, hätte dem als drogensüchtiger Chaot verschrienen Industrial-Rocker niemand zugetraut - zumal MINISTRY gerade ihren zweiten Frühling erleben.

Es soll Musiker geben, deren Platten immer schlechter wurden, als die Drogen aus dem Spiel waren. Bei Al Jourgensen ist man froh, dass sein Leben wieder in geregelten Verhältnissen verläuft. Vorläufiger Höhepunkt: der neue Brutalo-Monolith „Rio Grande Blood“.