IN FLAMES, HOLLYWOOD VAMPIRES, DEF LEPPARD, MÖTLEY CRÜE, POWERWOLF, IRON MAIDEN, VOIVOD, LORD OF THE LOST, PANTERA, TESTAMENT, DARK ANGEL

Frei nach dem Motto „Fake it till you make it“ schwindelte die 1990 von Gitarrist Jesper Strömblad gegründete Melodic-Death-Metal-Band IN FLAMES ihr erstes Label Wrong Again Records erst einmal, es würden bereits 13 Songs fix und fertig in der Pipeline warten. Dies entsprach zwar keineswegs der Wahrheit, brachte den Schweden aber den gewünschten Plattenvertrag ein; 1994 erschien das Debütalbum „Lunar Strain“, für das die damals sängerlose Combo kurzerhand Mikael Stanne (Dark Tranquillity) überredete, am Mikro einzuspringen. 1995 schließlich stiegen mit Frontmann Anders Fridén und Gitarrist Björn Gelotte zwei der wohl wichtigsten Band-Akteure ein und nahmen mit IN FLAMES den bis heute in der Death-Metal-Szene einflussreichen Klassiker „The Jester Race“ auf, dem noch zahlreiche weitere Meilensteine folgen sollten.

Da kann Frontmann Joe Elliott in seiner störrischen Art noch so oft behaupten, dass DEF LEPPARD sich nie der NWOBHM zugehörig gefühlt haben, weil "sie schon immer ihr eigenes Ding machen wollten": Die ersten beiden Alben des aus Sheffield stammenden Quintetts gehen nach wie vor als Lehrstücke der NWOBHM über die Ziellinie. Erst danach wurde die Band deutlich kommerzieller und setzte vor allem mit millionenfach verkauften Alben wie "Pyromania" und "Hysteria" produktionstechnische Standards. Ihr Gefühl für Melodien mit Langzeitwirkung haben sich die Briten bis heute bewahrt, auch wenn in zunehmendem Maße Glam-Rock-Einflüsse durchscheinen.

Bevor Guns N´ Roses Ende der Achtziger mit ihrem Debütalbum zu Weltruhm gelangten, galten MÖTLEY CRÜE als der gelebte Inbegriff des Credos „Sex, Drugs und Rock´n´Roll“. Die Band veröffentlichte in den Achtzigern nicht nur ein Klassiker-Album nach dem anderen, gipfelnd im 1989er-Meilenstein „Dr. Feeldgood“, sondern ließ auch sonst nichts aus: Bassist Nikki Sixx verstarb gleich zweimal beinahe an seinem Heroinkonsum, Gitarrist Mick Mars hing (genau wie der Rest der Band) mächtig an der Flasche, Drummer Tommy Lee sorgte mit seinen skandalträchtigen Beziehungen (u.a. zu den Schauspielerinnen Heather Locklear und Pamela Anderson) für Aufsehen, und Sänger Vince Neil verursachte im besoffenen Kopf einen Autounfall, bei dem Hanoi-Rocks-Drummer Razzle zu Tode kam. All dies – und die übergroßen Egos der Bandmitglieder – sorgten für mehrfache Besetzungswechsel, die Urbesetzung fand jedoch immer wieder zusammen und ist (nach einer längeren Pause in der zweiten Hälfte der 2010er) nach wie vor aktiv.

2004 in Saarbrücken gegründet, haben sich POWERWOLF dem traditionellen Heavy Metal verschrieben. Ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal der Band ist die Kirchenorgel, die in sämtlichen Songs zum Einsatz kommt. Mit Attila Dorn verfügt man über einen klassisch ausgebildeten Sänger mit hohem Wiedererkennungswert. Weiterhin legen die Bandmitglieder großen Wert auf ein stimmiges Gesamtkonzept, so treten POWERWOLF grundsätzlich geschminkt und mit aufwendiger Bühnenshow auf. POWERWOLF zählen zu den erfolgreichsten deutschen Heavy-Metal-Acts des 21. Jahrhunderts; dem Fünfer aus dem Saarland gelingt es in schöner Regelmäßigkeit, sich mit seinen Veröffentlichungen an der Spitze der Album-Charts zu platzieren.

Was gibt es über IRON MAIDEN noch zu sagen, was nicht schon längst gesagt wurde? Die Briten erklommen in den Achtzigern als Pioniere der New Wave Of British Heavy Metal den Schwermetall-Olymp und zählen heute neben Judas Priest und Metallica zu den größten und wichtigsten Metalbands des Planeten. Mit ihren ersten sieben Alben „Iron Maiden“, „Killers“, „Piece Of Mind“, „The Number Of The Beast“, „Powerslave“, „Somewhere In Time“ und „Seventh Son Of A Seventh Son“ reihten die Briten Klassiker an Klassiker und hielten sich auch danach durch konstante Qualität an der Spitze. Die bombastischen Live-Auftritte und Ausnahme-Frontmann Bruce Dickinson verschafften der Band endgültig Legendenstatus.

Nach zwei eher anarchisch anmutenden Lärmorgien bändigt der Berliner Produzent Harris Johns den Sound von VOIVOD zu einer Art futuristischem Thrash Metal, der optisch von der grafischen Kunst und den düsteren Endzeitszenarien des Drummers Michel Langevin geprägt wird. In den Neunzigern werden die Frankokanadier kurzzeitig melodischer, ehe der Tod von Gitarrist Denis D´Amour die Band ins tatsächliche Chaos stürzt. Echte Stabilität erreichen die Punk-Metaller erst wieder ab 2008 mit Daniel Mongrain und einer progressiveren, teils von Jazz beeinflussten Ausrichtung.

PANTERA starteten als Glam-/Heavy-Metal-Band, konnten mit ihren ersten vier Alben auf dem internationalen Parkett aber nicht viel reißen. Das änderte sich 1990 mit dem Major-Label-Debüt „Cowboys From Hell“, für welches die Combo ihren Sound neu justierte und wesentlich härter und grooviger zu Werke ging. Mit diesem revolutionären Klang im Rücken begründeten PANTERA den Groove Metal und stiegen zu einer der prägendsten Metal-Bands der Neunziger auf. 2003 löst sich das Quartett wegen Unstimmigkeiten mit ihrem Sänger Phil Anselmo auf, woraufhin die Brüder Vinnie Paul (dr.) und Dimebag Darrell (g.) ihre neue Spielwiese Damageplan gründeten. 2004 wurde Dimebag bei einem Damageplan-Konzert in Columbus, Ohio ermordet, womit eine PANTERA-Reunion jahrelang höchst unwahrscheinlich erschien. Vinnie Paul verstarb 2018 an einem Herzinfarkt, weshalb die 2022 angekündigten PANTERA-Auftritte ohne die Abott-Brüder über die Bühne gehen. An ihre Stelle treten Zakk Wylde (g.) und Charlie Benante (dr.).

Als eine der dienstältesten Thrash-Metal-Bands haben TESTAMENT den klassischen Bay-Area-Sound der Achtziger maßgeblich mitgeprägt und ihren eigenen Sound dennoch erst nach der Jahrtausendwende endgültig gefunden. Somit ist das Gesamtwerk der Band von ihren frühen Klassikern abgesehen ein spannender Genre-Streifzug mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. Ob eher melodische Töne oder brutale Death-Metal-Parts; „Häuptling“ Chuck Billy sorgt mit seinem markanten Organ für einen hohen Wiedererkennungswert, und qualitative Abfälle verzeichnet die Diskografie der Band schlichtweg nicht.

Wenn jemals eine Band nah dran war, Slayer in Sachen Aggressivität und Geschwindigkeit Konkurrenz zu machen, dann Dark Angel mit ihrem zweiten Album „Darkness Descends“. Zwar konnte die Truppe um Schlagzeugmaschine Gene Hoglan (später zwischenzeitlich bei Testament, Fear Factory, Devin Townsend, Strapping Young Lad aktiv) das Niveau - nicht zuletzt wegen vieler Besetzungswechsel und fehlenden Major-Deals - nicht halten; unabhängig davon zählen die heute wieder aktiven Kalifornier zu den wichtigsten Thrash-Metal-Bands der Achtziger und frühen Neunziger.