Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Lindemann
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Rammstein (Pic: Jes Larsen, Promo)
14.06.2023, 15:07

RAMMSTEIN - Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Lindemann

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat offenbar Ermittlungen gegen RAMMSTEIN-Sänger Till Lindemann eingeleitet.
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Wie unter anderem der Tagesspiegel berichtet, hat die Berliner Staatsanwaltschaft scheinbar Ermittlungen gegen RAMMSTEIN-Fronter Till Lindemann eingeleitet. Es liege ein Anfangsverdacht vor. Dies teilte Justizsenatorin Felor Badenberg laut Tagesspiegel den Justizausschuss-Mitgliedern im Abgeordnetenhaus mit. Dem Artikel zufolge "habe die Staatsanwaltschaft von Amts wegen Ermittlungen wegen des Verdachts nach Paragraf 177 des Strafgesetzbuches eingeleitet." Zudem lägen "mehrere Strafanzeigen wegen verschiedener Delikte gegen Lindemann vor."

Nach Paragraf 177 kann mit einer Freiheitsstrafe zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren bestraft werden, "wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt."

Geschäftspartner reagieren

In den vergangenen Tagen haben sich mehrere Geschäftspartner von der Band distanziert und/oder Kollaborationen zurückgezogen bzw. pausiert. Wie unter anderem die B.Z. berichtet, wurde die eigentlich für den 13. Juni um 21:00 Uhr angesetzte "Tastenficker"-Podcast-Folge mit RAMMSTEINs Christian "Flake" Lorenz auf Radioeins vom RBB nicht ausgestrahlt. Stattdessen wiederholte der Radiosender ein Programm mit Francoise Cactus. Im Radio hieß es dazu: "Da RAMMSTEIN auf Tour sind, hatten wir eine vorproduzierte Sendung eingeplant, was jetzt bei der Debatte rund um RAMMSTEIN unangebracht erscheint. Flake sieht jedoch derzeit keine Möglichkeit eine neue Sendung zu produzieren, in der auf die aktuelle Situation eingegangen werden kann. Deswegen hat Radioeins in Absprache mit Flake entschieden, dass seine Sendung pausiert."

Das Bühnentechnik-Unternehmen Riggingwerk möchte in Zukunft nicht mehr mit der Band zusammenarbeiten. Im Gespräch mit der "Welt" erklärte Geschäftsführer Aeneas Hohenadl: "Wir distanzieren uns als Unternehmen von der Band RAMMSTEIN. Ich schließe eine Zusammenarbeit mit Till Lindemann oder der Band RAMMSTEIN in Zukunft aus." In der Branche, so Hohenadl, seien die von mehreren Frauen geschilderten Abläufe hinter den Kulissen "ein offenes Geheimnis" gewesen. Der Crew sei der mehrfach beschriebene kleine Raum unter der Bühne, in dem es zu sexuellen Kontakten zwischen Till Lindemann und ausgesuchten Frauen gekommen sein soll, als "Suck Box" bekannt gewesen. Bei den Shows habe auch Security-Personal im Publikum nach jungen Konzertbesucherinnen für diese sogenannte "Suck Box" gesucht.

Das Theater Regensburg gab vor Kurzem auf seiner Homepage bekannt, das Stück "Mein Herz brennt" von Torsten Brasch nicht wie geplant ab November aufführen zu wollen. Das Theaterstück basiert auf Songtexten von RAMMSTEIN. Intendant Sebastian Ritschel erklärte, dies "soll keine Vorverurteilung sein, sondern das Ernstnehmen schwerwiegender Missbrauchs-Anschuldigungen."

Shelby L. legt Beschwerde ein

Die Nordirin Shelby L., legte unterdessen der "Welt" zufolge Beschwerde bei der Polizei im litauischen Vilnius ein. Diese hatte u.a. der litauischen Zeitung "Lyrtas" zufolge angekündigt, keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen Till Lindemann einleiten zu wollen.

Till Lindemanns Rechtsbeistand

Rechtlich vertreten wird Till Lindemann von der Anwaltskanzlei Schertz Bergmann. In deren Statement heißt es zu den Vorwürfen: "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben." Und weiter: "So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr. Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten."

Auch gegen Medienberichte mit "unzulässiger Verdachtsberichterstattung" wolle man vorgehen: "In einer Vielzahl von Fällen ist es dabei zu einer unzulässigen Verdachtsberichterstattung gekommen. So wurde nicht nur versäumt, hinreichend Beweistatsachen zu recherchieren und zusammenzutragen, sondern zudem auch gegen die Vorgabe verstoßen, ausgewogen und objektiv zu berichten. In fast allen Fällen fand eine nachhaltige Vorverurteilung zulasten unseres Mandanten statt, was im Rahmen einer Verdachtsberichterstattung unzulässig ist. Schließlich wurde wiederholt versäumt, eine Stellungnahme unseres Mandanten einzuholen. Soweit gegen die Grundsätze der Verdachtsberichterstattung verstoßen wurde, werden wir auch hiergegen für unseren Mandanten umgehend rechtlich vorgehen."

Zuvor hatten RAMMSTEIN sich auf ihren Instagram-Profil geäußert: "Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst. Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne. Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden."