Gitarrist Kane Roberts verfügt nicht nur über einen stattlichen Körperbau, sondern blickt auch auf eine veritable musikalische Vita. Auf drei Alben für ALICE COOPER – „Constrictor“ (1986), „Raise Your Fist And Yell“ (1987) und „Trash“ (1989) – folgten vier Solowerke. Als Komponist schneiderte er zudem zahlreichen Interpreten den einen oder anderen (Beinahe-)Hit auf den Leib, darunter Pat Travers und Kiss. Roberts sprang 2022 zwischenzeitlich für die mittlerweile wieder zurückgekehrte Nita Strauss bei Alice ein und hat am neuen Album „Road“ als Songschreiber mitgewirkt. Für ausreichend Gesprächsstoff ist also gesorgt.

Irgendwie stellt man sich den Geschäftsführer einer der größten unabhängigen Plattenfirmen der Welt anders vor – als Schlipsträger und Zahlenjongleur, der in Businesssprache seelenlos über Märkte und Produkte referiert. Max Vaccaro ist da aus anderem Holz geschnitzt. 2007 zog der gebürtige Italiener nach Deutschland, zwei Jahre später hob er mit Earmusic (alias earMusic) das internationale Pop-, Rock- und Metal-Label der in Hamburg ansässigen Edel Group aus der Taufe, wo heute unter anderem Status Quo, Foreigner, Saga, Europe oder Extreme unter Vertrag stehen. Mit ihm kommt man schnell ins Plaudern, etwa über seine Liebe zu Deep Purple und natürlich „Road“, das neue Studioalbum von ALICE COOPER.

Es gibt Bands, die ihre Karriere damit ausklingen lassen, eine Abschiedstournee nach der nächsten zu absolvieren. Schließlich soll der Rubel noch ein wenig weiter rollen. Auf der anderen Seite meidet man allerdings das Aufnahmestudio wie der Teufel das Weihwasser. Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist ALICE COOPER.

Alice Coopers „Detroit Muscle: Live“-Tour ist eine der wenigen großen Konzertreisen, die nicht schon zwei Jahre „alt“ sind, sondern echt Jahrgang ´22. Und wenn der Großmeister des Schockrock anreist, ist ein Besuch fast Pflicht, also pilgern an diesem lauen Sommerabend mehr als 3.000 Fans in die Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.

Organist DEREK SHERINIAN hasst zwar Keytars und schwenkbare Synthesizer, stand aber schon im Dienst mehrerer Musiker, die nicht mit Showeffekten geizen. Anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Soloalbums „Vortex“ haben wir den 56-jährigen Tausendsassa (im wahrsten Sinn des Wortes) über seinen musikalischen Werdegang ausgehorcht und als für einen schillernden Virtuosen sehr bodenständig kennengelernt.

Die 1986 in Los Angeles geborene Vinita Sandhya Strauss steht seit 2014 zusammen mit ALICE COOPER auf der Bühne. Vorher war die Kalifornierin unter anderem bei der Tribut-Band The Iron Maidens als Pendant von Dave Murray tätig. 2018 veröffentlichte sie ihr erstes Soloalbum „Controlled Chaos“, und das Magazin „Guitar World“ kürte sie (ganz offensichtlich noch vor The Great Kat!) zur besten Gitarristin aller Zeiten. Anlässlich der Veröffentlichung von „Detroit Stories“ unterhielten wir uns mit der sympathischen Mittdreißigerin.

ALICE COOPER gilt gemeinhin als Erfinder des Shock Rock. Er hat diese Kunstform fraglos perfektioniert und massentauglich gemacht, doch dabei darf man zweierlei nicht übersehen: In seiner Findungsphase mit den ersten beiden Alben „Pretties For You“ (1969) und „Easy Action“ (1970) auf Frank Zappas Label Straight Records kam der Detroiter noch gänzlich ohne spektakuläre Bühneneffekte aus. Erst die Tour zu „Welcome To My Nightmare“ (1975) war mehr als „ein kleines bisschen Horrorschau“ und setzte Maßstäbe. Die blutrünstige Darstellung des Todes durch Strick oder Fallbeil auf den Brettern, die die Welt bedeuten, reicht kulturhistorisch allerdings noch ein Dreivierteljahrhundert weiter zurück.

Bestimmen Herkunft und Entstehungsort das Wesen einer Platte auch heutzutage noch, oder haben die fortschreitende technische Entwicklung und internationale Vernetzung längst dafür gesorgt, dass das „Global Metal Village“ Realität geworden ist? Muss authentischer NWOBHM-Sound in Ostlondon und Birmingham geschmiedet werden, oder geht das genauso gut in Stockholm, Rio oder Düren? Betrachtet man ALICE COOPERs neues Werk „Detroit Stories“, fällt die Antwort eindeutig aus: Produzenten-Legende Bob Ezrin brachte es im Vorfeld auf den Punkt, indem er erklärte: „Das Album wurde in Detroit für die Bevölkerung von Detroit mit Musikern aus Detroit aufgenommen.“ Wir unterhalten uns im Rahmen der folgenden XL-Titelstory nicht nur mit dem Schöpfer selbst über das einzigartige Konzept, sondern fühlen auch seinem engsten Freund Ezrin auf den Zahn, befragen Live-Gitarristin Nita Strauss und beleuchten kurz die Ursprünge des Shock Rock.